Die Kunst des Selbstausdrucks

2015-01-08 Bangalore, India

Oft können wir sehen, dass eine arrogante Person berühmt wird und eine Menge Respekt einheimst, während jemand, der bescheiden ist, unbeachtet bleibt. Warum ist das so?
Gurudev Sri Sri Ravi Shankar:

Das ist ganz und gar dein eigenes Konzept. Es ist nicht so, dass nur arrogante Personen Respekt erlangen. Mahatma Gandhi hätte niemals den Respekt und die Unterstützung der Menschen dieses Landes gewinnen können, wenn es so wäre.

Hat Acharya Vinoba Bhave den Menschen nicht großen Respekt abgenötigt? War Mahatma Gandhi eine arrogante Person? War Vinoba Bhave eine egoistische Person? Und was ist mit Shri Ramakrishna Paramhamsa? Es sind alles nur Konzepte und Vorurteile in deinem Geist, die du vermeiden solltest.

Wenn du von Natur aus gut bist, die Menschen um dich herum dich aber nicht als gut betrachten, bedeutet das, dass du dich nicht angemesseen ausdrückst. Du warst nicht in der Lage, dich vollkommen auszudrücken, so wie du in Wirklichkeit bist. Mache nicht einfach andere Menschen dafür verantwortlich. Halte auch nicht die Gesellschaft dafür verantwortlich. Die Gesellschaft ist grundsätzlich gut. Sie ist nicht so schlecht, wie du denkst. Die Gesellschaft und die Menschen, die ein Teil von ihr sind, sind viel besser und nobler als du ihnen zugestehst.

Wir fühlen oft so, weil wir die Tendenz haben, zu verallgemeinern und das Problem zu verewigen. Dann sagen wir schließlich: "Jedermann ist so schlecht!" Es ist nicht so. Betrachte es einfach durch meine Augen. Die Menschen sind nicht schlecht. Klage weder die Gesellschaft noch die Menschen an. Es gibt in jeder Gesellschaft einzelne schlechte und asoziale Elemente. Das bedeutet jedoch nicht, die ganze Gesellschaft sei schlecht. Wenn du so denkst, rechtfertigst du entweder dich selbst oder du setzt andere ins Unrecht.

Wenn du andere als unverbesserlich ansiehst, bist du vielleicht auch einer von ihnen. Ist es nicht so? Dieses subtile Verstehen muss in unserem Geist aufkommen.

Gurudev, nach vielen Jahren der Irrfahrt habe ich dich gefunden. Bitte sage mir, wohin es nun gehen soll.

Schau, diese Irrfahrten haben dich müde gemacht. Nun bist du hier und solltest dich einfach entspannen und glücklich sein. Bist du einmal in meiner Schule angekommen, dann bleibst du auch hier, selbst nach erfolgtem Schulabschluss.
Gewöhnlich gehst nach einem Schulabschluss weg. Aber meine Schule ist nicht so. Ich werde dich nicht von einem Grad zum anderen schicken. Dies ist eine Schule, die dich auf dem ganzen Weg zu deiner ultimativen Bestimmung begleitet und dich dort gründet, sodass du zufrieden und in Ruhe sein kannst. Schon nur dadurch, dass du hier bist, wirst du alles bekommen, was du benötigst, um dein Ziel zu erreichen. Wenn du dein Zuhause, dein endgültiges Ziel erreicht hast, fragst du dann noch, wohin der Weg weitergeht? Du bist nun zu Hause angekommen. Entspanne dich also einfach.

In der heutigen Gesellschaft hat Geld das Sagen. Denjenigen, die Geld besitzen, wird eine Menge Respekt entgegengebracht. Diejenigen, die kein Geld besitzen, werden nicht gut behandelt.
Gurudev Sri Sri Ravi Shankar: 

Ja, das ist wahr. Heutzutage wird den Reichen überall Respekt gezollt, während die Armen und Menschen der Mittelklasse nicht mit viel Respekt oder Rücksicht rechnen können. Oft sieht es so aus, als würden die Menschen im Umgang mit anderen am Prinzip “Wer die Macht hat, hat das Recht” festhalten. Viele Länder der Welt gehen gerade durch dieselbe Situation. Obwohl unser Land sehr groß, ja, die größte Demokratie der Welt ist, bekommt es keine angemessene Anerkennung in der internationalen Gemeinschaft. Warum ist das so? Der Grund liegt darin, dass Indien als arm und als Dritte-Welt-Staat betrachtet wird. Ungleichheit aufgrund von Wohlstand ist also überall anzutreffen.

Es gibt zwei Wege, um das zu beheben:

1. Das Selbstvertrauen der Armen und der Randschichten muss geweckt werden. Die Armen sollten selbständiger werden. Sie müssen dazu befähigt werden, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
2. Mitgefühl und Anteilnahme sollten in den Herzen der reichen Menschen angefacht werden.

Vollkommene Gleichheit aller Menschen in der Gesellschaft, bei der es keine armen oder reichen Menschen mehr gibt, kann jedoch nicht erreicht werden.

Die kommunistischen Länder der Welt experimentierten während vierzig Jahren mit diesem sozialen Modell. Sie fanden dabei heraus, dass die Reichen arm wurden, und die Armen arm blieben. Diese Vorgehensweise half ihnen also überhaupt nicht weiter. Das ganze Experiment misslang. Auch China versuchte, diese Vorgehensweise ohne Erfolg umzusetzen. Eine kleine Insel wie Taiwan wurde dagegen sehr reich und erfolgreich, während China arm blieb und hinterherhinkte. Kurz danach änderte China jedoch seine Wirtschafts- und Außenpolitik und begann, der Außenwirtschaft, dem Handel und der Entwicklung von Kompetenzen bei der Bevölkerung Beachtung zu schenken. Das trug entscheidend dazu bei, den Menschen aus China dazu zu verhelfen, selbständig und fachkundig zu werden. Sie waren nun in der Lage, Geld für sich selbst und ihre Familien zu verdienen.

Denke also nicht, die Armen seien immer diejenigen, die in der Gesellschaft ausgebeutet würden. Genauso wie die Reichen nicht immer diejenigen sind, die andere für den eigenen Gewinn ausbeuten. Das ist eine falsche Vorstellung, die manche Leute verbreiten und in den Geist der anderen setzen. Sie predigen, reiche Menschen seien unehrlich und würden die Armen ausbeuten. Nicht alle reichen Menschen haben es nötig, unehrlich zu sein. Das ist ein völlig falsches Konzept. Durch die Verbreitung solcher falschen Vorstellungen werden Konflikte und Feindseligkeit zwischen armen und reichen Menschen geschürt.
Eine solche Mentalität ist gefährlich.

Ein Mensch kommt seinen Fähigkeiten und seinen Ressourcen entsprechend im Leben weiter.

Wenn jemand in der Lage ist, reich zu sein, auch wenn er dem Pfad der Ehrlichkeit folgt, dann sollte er dafür Dankbarkeit und Zufriedenheit empfinden. Ein solcher Mensch kann anderen dabei behilflich sein, ebenfalls reich zu werden. Er kann vielen anderen zu Anstellungen verhelfen oder ihnen Gelegenheiten bieten, bei denen sie Geld verdienen können.

In Kerala und Westbengalen erzählt man den Menschen, Fabrikbesitzer oder Geschäftsleute würden andere mit Sicherheit für ihre egoistischen Vorteile ausbeuten. Auch die Regierung wird dort dementsprechend beeinflusst und arbeitet deshalb Gesetze aus, die es den Menschen schwierig machen, ein Geschäft zu eröffnen und ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Das ist auch der Grund, warum es an diesen Orten weder Industrie noch Industrialisten gibt. Wenn jemand kein eigenes Geschäft eröffnen kann, wie will er dann anderen Stellen anbieten können? Dieses ganze Konzept, wonach eine reiche Person immer ausbeutet, und eine arme Person immer ausgebeutet wird, ist falsch. Menschen können auch wegen ihrer schlechten Gewohnheiten und ihrer Faulheit arm werden.
 

 

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