Interreligiöse und interkulturelle Harmonie

2015-04-24 Paris, France

(Sri Sri spricht in Paris am 24.4. zu den Delegierten der UNESCO über "Interreligiöse und Interkulturelle Harmonie".)

Ich denke, drei Dinge sind wichtig im Leben: Bildung, Bildung und nochmals Bildung. Es ist die Bildung, die einen großen Unterschied im Leben eines jeden Menschen ausmachen kann. Bildung sollte jedoch nicht mit Ansammeln von Informationen gleichgesetzt werden. Für mich bedeutet Bildung, ganzheitliche Persönlichkeiten heranzubilden.

Wir leben in einer facettenreichen Welt. Hätte Gott eine Welt ohne Vielfalt gewollt, dann gäbe es nur eine Fischart, eine Blumenart, eine Fruchtsorte und eine Gemüsesorte. In diesem Universum, auf dieser Welt gibt es eine unendliche Vielfalt an Lebewesen und Dingen. Es ist ein Strauß voller Blumen.
Die Fauna und Flora dieses wunderbaren Universums verkünden uns die Botschaft, dass wir in einem Universum der Vielfalt leben, auf einem Planeten, wo es Unterschiede gibt, Unterschiede, die das Leben schön machen.

Irgendwie schätze ich das Wort Toleranz nicht. Wisst Ihr warum? Es hat eine negative Nebenbedeutung. Es gibt auf der ganzen Welt viele interreligiöse Programme, bei denen die Rede davon ist, wir sollten Toleranz ausüben. Toleranz ist jedoch ein Wort, das einen Irrtum enthält. Man toleriert etwas, was man nicht mag. Nun ist es an der Zeit, die Vielfalt wertzuschätzen und zu feiern, und nicht, sie nur zu tolerieren. Das ist etwas, worüber wir uns wirklich Gedanken machen müssen. Wir müssen die Mannigfaltigkeit unseres Universums schätzen, genießen und feiern.

Gewöhnlich sage ich zu den Leuten: "Wir akzeptieren Gerichte aus jedem Teil der Welt, wir akzeptieren Musik aus jedem Teil der Welt, wir akzeptieren Technologie aus jedem Teil der Welt. Wir fragen nicht: "Wo wurde diese Technologie entdeckt?" Wenn es jedoch um die Weisheit geht, scheint eine Art Widerstand zu bestehen. Wir richten eine Mauer auf und sagen: "Das ist jüdisch, hinduistisch oder buddhistisch." Wir bauen Vorurteile auf und bleiben den Dingen fern. 
Solange solche Spannungen bestehen, kann die Welt kein friedlicher Ort werden. Wenn auch nur ein kleiner Teil der Welt davon ausgeht, exklusiv den Schlüssel zum Himmel zu besitzen, während alle anderen zur Hölle gehen müssen, so werden diese Menschen eine Hölle für alle anderen erschaffen.

Hier kommt unsere kollektive Verantwortung ins Spiel, die uns dazu veranlassen muss, allen Menschen eine multikulturelle und multireligiöse Erziehung zukommen zu lassen. Dank der heutigen Technologie, die uns erlaubt, über das Internet zu kommunizieren, ist das möglich geworden. Dennoch gibt es noch eine große Anzahl Menschen, die unwissend geblieben sind und denken, nur sie würden den Schlüssel zum Himmel besitzen.

Wir können die Probleme der Welt in zwei Hauptbereiche einteilen:

1

Vorurteile

Heutzutage gibt es Vorurteile, die Rasse, Geschlecht, Religion oder Klasse betreffen. Manche Gruppen in der Gesellschaft gehen davon aus, dass reiche Menschen oder reiche Staaten immer die Unterdrückenden seien. Solche Vorurteile müssen abgeschafft werden, wenn wir ein gutes Bildungsniveau erreichen und kultivierte und zivilisierte Menschen sein wollen.

 
2

Stress

Der andere problematische Aspekt im Leben der Menschen ist Stress. In einer so geschäftigen Gesellschaft, in dieser arbeitsreichen Welt haben wir alle eine Menge zu tun. Tatsächlich haben wir zu viel zu tun, während wir über zu wenig Zeit und zu wenig Energie verfügen. Und genau das ist die Definition von Stress. Die StressformeI lautet: Zu viel zu tun, zu wenig Zeit und nicht genügend Energie.

Jedermann verfügt über nicht mehr als 24 Stunden Zeit. Sei es nun ein Angestellter oder der Ministerpräsident, jeder hat nur 24 Stunden Zeit zur Verfügung. Die Zeit ist einer der Faktoren, die nicht verändert werden können. Wenn wir uns unsere Aufgaben vor Augen führen, merken wir ebenfalls, dass es bei den meisten Menschen unmöglich ist, sie zu reduzieren. Die einzig verbleibende Option ist also, das eigene Energieniveau zu erhöhen.

Es gibt Techniken aus verschiedenen Teilen der Welt, die aus früheren Zeiten stammen und mehr oder weniger stark geheimgehalten worden sind. Sie helfen uns dabei, unser Energieniveau zu erhöhen. Diese Techniken wurden lediglich an königliche Personen weitergegeben. An Prinzen oder wichtige Personen, die im Gegenzug für Weiterentwicklung sorgen konnten. Nun aber sind wir der Meinung, diese Meditations- und Atemtechniken sollten allen zugänglich gemacht werden.

Weder in der Schule noch zu Hause lehrt uns jemand, wie wir uns von Stress befreien können. Niemand zeigt uns, wie wir mit unseren Emotionen umgehen können. Es ist normal, sich aufzuregen, aber die Emotion den ganzen Tag, die ganze Woche oder sogar manchmal den ganzen Monat über mit sich herumzutragen, ist keine intelligente Sache. Das ist, als würdest du mit den gleichen schmutzig gewordenen Kleidern herumlaufen, ohne zu wissen, wie du sie ausziehen könntest. Wir müssen den Menschen Techniken zur Stressreduzierung beibringen. Ich würde das mentale Hygiene nennen. Wir lehren unseren Kindern dentale, nicht aber mentale Hygiene. Wir haben ihnen nicht beigebracht, keinen Hass gegenüber irgendjemandem oder andere negative Emotionen mit sich herumzutragen.

Mahatma Gandhi pflegte elf Gelübde an die Menschen seines Ashrams weiterzugeben. Eines davon war, Kontrolle über den eigenen Ärger zu haben, sowie mitfühlend und gewaltfrei zu sein.

Die Wichtigkeit von Gewaltlosigkeit im Leben kann nicht genügend betont werden. Da unsere Welt immer gewalttätiger wird, besteht die Gefahr, dass wir irgendwie immun gegen Gewalt werden.
Als ich aufwuchs, schaute jedermann auf einen Schüler herunter, der sich aufregte oder einen Anfall bekam. "Was stimmt nicht mit diesem Kerl? Er ist völlig aus dem Gleichgewicht geraten!"
Wir mussten uns also schämen, wenn wir das Gleichgewicht oder die Gelassenheit in unserem Geist verloren hatten. Heute wird Stolz mit Aggression anstatt mit Friedfertigkeit verbunden. Wir müssen das ändern und Stolz in Verbindung mit Mitgefühl und Gewaltlosigkeit anstatt mit Aggression und Gewalt bringen.

Der Atem hilft uns ebenfalls, uns von Stress zu befreien. Stress ist eine der Ursachen für Spannung in der Gesellschaft, und diese Spannung bringt unsere Kommunikation zum Erliegen. Stress beeinträchtigt unsere Wahrnehmung und unsere Ausdrucksfähigkeit.
Unsere soziale Kompetenz kann mehrheitlich an zwei Dingen festgemacht werden:
1. Daran, wie wir wahrnehmen.
2. Daran, wie wir uns ausdrücken.
Sowohl unsere Wahrnehmung als auch unsere Ausdrucksfähigkeit leiden unter unserem Stressniveau.

(Fortsetzung folgt...)

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