Gott finden

10 Aug 2013 Turkey

Bangalore, India

Photo credit: Paul Bica / Foter / CC BY

Was heute geschieht ist Folgendes: Unser Bildungssystem wird immer schwächer. Die Leute können selbst nach Master-Studiengängen keine Stelle finden, weil sie nicht wissen, wie sie einen einfachen Job bewältigen können. Es mangelt ihnen an den entsprechenden Kompetenzen. Aus diesem Grund brauchen wir eine kompetenzorientierte Bildung. Genau das verwirklicht unsere Nagapattinam Schule.

Unsere Helfer und Lehrer sind dorthin gegangen und haben diese Schule aufgebaut, als der Tsunami die Gegend heimgesucht hat. Gleichzeitig haben sie auch mit einem Training begonnen, um die Kompetenzen der Menschen dort zu erweitern.

Die sechshundert Kinder, deren Eltern vom Tsunami betroffen waren, haben nun einen Tsunami an Talenten entwickelt! Das ist wirklich wunderbar! Wir sollten allen Helfern und Lehrern, die das ermöglicht haben, gratulieren.

Eine weitere interessante Tatsache wurde mir von den Schulbehörden erzählt. Bestimmte Kinder sollten aufgrund von Empfehlungen an unserer Schule aufgenommen werden. Gewöhnlich besteht an unserer Schule eine lange Warteliste. Wir nehmen die Kinder jedoch nur auf, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen. Unsere Lehrer, Helfer und der Schulleiter hielten sich an die Vereinbarungen.

Es wurde ein enormer Druck auf sie ausgeübt, diese Kinder ohne Warteliste, ohne die notwendigen Voraussetzungen und wider alle Logik aufzunehmen. Die Schulleitung weigerte sich und setze sich dafür ein, dass das nicht geschehen konnte.

Es ist immer noch eine freie Schule. Es besteht ein Riesenbedarf an solchen Schulen. Das ist so, weil die Menschen dort mit Engagement arbeiten. Wenn die Menschen mit Herz und Seele bei der Arbeit sind, kann jede Institution hervorragend werden.

Die Schulbehörden waren auch nicht bereit, die Kinder gegen Geld aufzunehmen. Das reguläre Prozedere musste eingehalten werden.
Das ist sehr gut. Es ist auch nicht so, dass jemand von oben den Lehrern und Helfern vorgeschrieben hätte, so zu handeln.
Wachheit wird automatisch in einer Person aufkommen. Qualitäten und Engagement kommen aus dem Inneren, und es ist das, was Spiritualität genannt wird.
Spiritualität sorgt dafür, dass du in deinem Leben engagierter wirst. Du stellst hohe Ansprüche an dich selbst, und es geht dabei nicht darum, mit jemandem zu konkurrieren! Die Standards gelten für dich selbst, und du wirst darin immer besser. Das ist es auch, was dir im Leben Erfüllung bringt.

Du besitzt die größte Armee der Welt. Die besten Kommandotruppen und die engagiertesten Soldaten stehen dir zur Verfügung. Dein Personal geht niemals in Rente. Tatsächlich kommen unaufhörlich neue Menschen dazu, einfach weil du das beste Gehalt bezahlst: Zufriedenheit. Dennoch scheint deine Vision einer Weltfamilie ein weit entfernter Traum zu sein. Wir haben es noch nicht einmal in unserem eigenen Land geschafft, uns zu vereinen. Wie soll es weitergehen?

Gurudev:
Wir sollten von Dorf zu Dorf gehen, um Herz und Geist der Menschen zu vereinen. Denk nicht, das sei eine schwierige Aufgabe, die Einheit ist ohnehin schon da. Es gibt nur ein paar Missverständnisse, ein wenig Selbstbezogenheit und eine fehlende Vision, die eine Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit entstehen lassen. Menschen sind grundsätzlich sehr gut. Neunzig Prozent der Bevölkerung haben ein sehr gutes Herz. Und auch die anderen zehn Prozent haben eigentlich ein gutes Herz. Nur ist irgendwo etwas schiefgelaufen. Wir können es jedoch in Ordnung bringen.

Kiran Bedi ist heute bei uns. Als sie für die Gefängnisse verantwortlich war, verwandelte sie alle Gefängnisse in Ashrams. Sie wurden Tihar Ashrams genannt.

Auch heute haben wir in Tihar noch ein Trainingszentrum, wo unsere Programme weitergeführt werden. Wir führen Meditationen durch, und in vielen Gefängnissen gibt es auch ein Art of Living Zentrum. Das ist nicht nur in Indien der Fall. Im größten Gefängnis Argentiniens, wo 5500 Insassen einquartiert sind, gibt es ebenfalls ein Art of Living Zentrum. Alle, die dort leben, meditieren.

Als ich in Brasilien war, besuchte ich das Gefängnis von Rio de Janeiro. Es gab ein Art of Living Gremium innerhalb des Gefängnisses! Selbst die Schwäne hatten sie gemalt! Ich war überrascht, das zu sehen, und die Menschen hatten Tränen in den Augen. Es waren Menschen, die von der Gesellschaft als Kriminelle verurteilt worden waren. Aber auch sie haben ein Herz!

Im Tihar Gefängnis lernen die Gefängnisinsassen heutzutage verschiedene Dinge. Sie lernen zum Beispiel etwas über Elektrizität und Schreinerei.
Einer unserer Art of Living Lehrer, Deepak, hat eine Riesenarbeit in Tihar geleistet. Er hat viele Zentren im Land eröffnet, die an den Kompetenzen arbeiten und die Leute mit Hilfe des RDP (Rural Development Program) trainieren.
Die Natur des Menschen ist grundsätzlich gut, Menschen sind an und für sich gut. Sie müssen nur spirituell geweckt werden. Ohne Spiritualität ist das Leben trocken. Kannst du das erkennen? Wenn du dich so trocken fühlst, kannst du nur Fehler machen. Alles, was du tust, wird dann ein Fehler sein.

Es gibt für uns also eine Aufgabe, ein Ziel, eine Arbeit zu bewältigen. Steig einfach ein!

Ist Gott gegenwärtig? All diese Geschichten in den Puranas wirken auf mich, als wären sie erfunden. Wie kann ich Gott finden? Wie kann ich an seine Gegenwart glauben und warum sollte ich das tun?

Gurudev:
Nun, hör zu, lass Gott in Ruhe. Kümmere dich jetzt nicht um Gott. Kümmere dich um dich selbst.
Wer bist du? Du bist zuerst einmal Geist (Atma) und dann heiliger Geist (Paramatma).
Gott (Paramatma) befindet sich jenseits der individuellen Seele (Atma). Finde zuerst heraus, wer du bist, dann kannst du herausfinden, wer Gott ist.
Menschen, die behaupten, an nichts zu glauben, sollten wenigstens ihren eigenen Worten glauben. Wenn du sagst, dass du an nichts glaubst, dann glaubst du doch zumindest, dass du an nichts glaubst, nicht wahr?
Nun, wer ist derjenige, der das sagt? Wer bist du? Bist du deine Gedanken? Nein, sie verändern sich ständig. Bist du dein Körper? Mach dir ein Bild davon, wie du vor fünf bis zehn Jahren ausgesehen hast. Dein Körper hat sich so stark verändert.

In einem Jahr verändert sich jede Zelle deines Körpers. Bist du dir dessen bewusst?
Die Magenschleimhaut erneuert sich alle fünf Tage, das Blut alle vierundzwanzig Stunden, und unsere Haut in dreißig Tagen. Jede Zelle in unserem Körper verändert sich also innerhalb eines Jahres. Jedes Atom in unserem Körper verändert sich innerhalb eines Jahres.
Dein Körper ist ein fließender Fluss. Derselbe Fluss mit immer wieder neuem Wasser. Du bist also sowohl alt als auch neu. Auch bei den Flüssen ist es so. Der Fluss bleibt gleich, während das Wasser sich immer wieder erneuert.

Beobachte, was in dir alt und was in dir neu ist. Lerne dich selbst kennen. Die Erkenntnis über Gott wird automatisch folgen.
Gib dir keine Mühe, zu glauben. Du solltest dich nicht zwingen, irgendetwas zu glauben. Glauben ist nichts, was du dir aufzwingen könntest. Es ist etwas, was in deinem Inneren entsteht. Das kann sowohl durch die Wissenschaft als auch durch die Spiritualität geschehen. Durch Meditation erreichst du ebenfalls das eine, gleiche Ziel.
Was ist dieses Ziel? Das ganze Universum besteht aus nur einer Wellenfunktion, einer Schwingung, einem Ding.
Dieses eine Ding ist für alles verantwortlich. Und diese eine Ding ist das, was ich bin.
Du kannst es Gott, Brahman, er oder sie oder was auch immer nennen, es wird funktionieren.
Wenn du tief in die Meditation eintauchst, wirst du eins mit dem einen reinen Bewusstsein, du löst dich darin auf. Verwirklichung geschieht durch die unschuldige Natur und durch Liebe.

Liebe bedeutet, dass dein Geist sehr leicht wird. Bei Wut und Hass ist der Geist leblos und fühlt sich schwer an. Wenn du liebst, wird er leicht. Hast du diese Erfahrung schon gemacht?

Wenn du glücklich bist, bekommst du ein Gefühl der Leichtigkeit. Wenn du unglücklich bist, fühlt es sich an, als säße ein Stein auf deinem Kopf, nicht wahr? Yoga ist die Wissenschaft, die dich leichter werden lässt. Es geht nicht nur darum, Gewicht zu reduzieren. Yoga sorgt auch dafür, dass du dich mental leichter fühlst. Du verlierst all diese mentalen Dinge wie Wut, Eifersucht, Hass, Gier usw., die du von überallher aufnimmst, und fühlst dich von innen heraus leicht.
Wann kannst du dich leicht fühlen? Wenn du weißt und glaubst, wenn du das Vertrauen hast, dass das Richtige gewinnen wird. Satyamev Jayate: Nur die Wahrheit gewinnt. Dann kannst du auch vertrauen, dass das, was du dir wünschst, geschehen wird.

Wenn du einen Entschluss (Sankalpa) fasst und den Glauben (Vishwas) hast, dann wirst du mit einem Lächeln handeln, selbst wenn du im Gericht gegen jemanden antreten musst. Du wirst auch einen Kampf mit einem Lächeln durchstehen. Nicht mit Wut und einer Schwere im Geist. Verstehst du das?
Das ist die Essenz der Bhagavad Gita.

Im zweiten Kapitel sagt Krishna: Yoga-sthah kuru karmani, sangam tyaktva dhananjaya. Siddhy-asiddhyoh samo bhutva, samatvam yoga ucyate.
Werde im Yoga unerschütterlich und fühle die Leichtigkeit in dir. Demonstriere deinen Glauben an den Sieg und erfülle dann deine Pflicht. Arbeite immer weiter. Du wirst sehen, dass keine Müdigkeit aufkommt. Wann wirst du müde? Wenn der Hoffnungsschimmer sich verringert. Eine Person wird auch dann müde, wenn Verlangen und Abneigungen den Geist dominieren.

Wenn Indien der Welt etwas zu bieten hat, dann dieses Geschenk: Kämpfe ohne Verlangen und ohne Abneigungen.
Herausforderungen werden immer auftauchen.
Tritt ihnen mit Haltung, Gleichmut, Ruhe und Würde gegenüber. Aufrichtigkeit und Klarheit sind notwendig, um schwierigen Situationen zu begegnen.

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