Lebe dein Leben mit Enthusiasmus!

19 Jan 2015 Bangalore, India

Gurudev, warum muss ich so viel Verantwortung übernehmen? Ich bin verantwortlich für mein eigenes Glück, das meines Mannes und das meiner Familie. Warum das alles, wenn ich doch letzendlich sterben werde?
Gurudev Sri Sri Ravi Shankar:

Nun, das geschieht, weil du geboren wurdest! Wenn du geboren wirst, musst du dich um all diese Dinge kümmern!
Du kannst das Leben auf zwei Arten betrachten:

1. Du siehst dein Leben als Belastung und lebst es im Widerstand, abgespannt und elend.

2. Du nimmst es mit Enthusiasmus an und denkst: "Ich bin in der Lage, die Verantwortung für all diese Dinge zu übernehmen und mich den Herausforderunge zu stellen!" Und so gehst du weiter und machst dein Leben zu einer Feier.

Wenn du müde bist, empfindest du, dass alles zu viel für dich wird. Dann solltest du dich setzen und dich entspannen. Denke, dass du nicht die geringste Verantwortung hast. Finde tiefste Ruhe in deinem Inneren, und du wirst die Kraft erhalten, die du benötigst, um weiterzugehen.
Sage nur "Ich möchte nichts" zu dir selbst. Nichts zu wollen bringt dir die tiefstmögliche Ruhe.

Ruhe bedeutet nicht, einfach im Bett zu liegen, sondern ist ein Zustand des Geistes, der sagt: "Ich bin zufrieden!" Nur diese Zufriedenheit kann dir Ruhe geben, und eine solche Zufriedenheit kann nicht durch irgendeine Handlung oder Aktivität erreicht werden. Sie wird nur durch folgendes Wissen zu dir kommen:

1. Alles ist unbeständig!
2. Ich bin zufrieden!
3. Ich möchte nichts!

Dies ist die Essenz des Wissens.

Kinder sagen oft, dass sie nichts wollen, wenn sie danach gefragt werden.
Der Samen dafür ist in jedem Kind angelegt. Kinder wissen bloß nicht, dass alles unbeständig ist, weil sie die Dinge um sich herum noch nicht vollständig begriffen haben. 
Wenn du nur für ein paar Augenblicke täglich sagst: "Alles ist unbeständig, ich möchte nichts" und dir diese tiefe Ruhe gönnst, dann wirst du die Energie und den Enthusiasmus bekommen, die dir ermöglichen, eine Million Jobs zu übernehmen und eine Million Menschen glücklich zu machen. Dann erscheint dir keine Arbeit als bedeutend oder unbedeutend.
Das ist die Sprache der Upanishaden: Etwas ist weder bedeutend noch unbedeutend.
Du kannst auch die kleinsten Dinge nicht als unbedeutend bezeichnen, und du kannst auch den sehr wichtigen Dingen nicht allzu viel Bedeutung beimessen. Stattdessen kannst du irgendwo, irgendeine Arbeit tun oder irgendeine Handlung ausführen, und sie werden alle nützlich für die Welt sein.

Gurudev, wenn du all diese Menschen siehst, die dich verehren, ist da die Versuchung nicht groß, ein lebender Gott zu werden? Wie schaffst du es, die Balance zu halten?
Gurudev Sri Sri Ravi Shankar:

Die Art und Weise, wie Menschen sich in Indien oder im Fernen Osten grüßen unterscheidet sich von der Art, wie Menschen sich im Westen grüßen. In Indien und im fernen Osten verbeugen wir uns und berühren die Füße der anderen Person. Das ist eine normale Art der Begrüßung.
Als Kinder mussten wir uns täglich verbeugen und die Füße unserer Mutter berühren. Wir wurden alle dazu angehalten, es zu tun. Wenn unsere Großmutter oder eine andere ältere Person zu Besuch kam, mussten wir uns vor ihnen niederwerfen. Das ist kulturell bedingt. Du musst nicht denken, jeder müsse das tun. Tatsächlich ist es oft sogar eine Belästigung. Menschen kommen und fallen vor deinen Füßen nieder, und während die eine Person sich verbeugt, beugt sich die nächste über sie und fällt. Es wird schwierig, mit der Menge klarzukommen.
Oft wird meine Körperhaltung beim Gehen beeinträchtigt. Einer meiner Füße bleibt hinten, weil jemand, der mein Bein berühren will, daran zieht. Das ist Tradition im Land und eine Art, Ehrerbietung zu zeigen. Was kann man da schon dagegen tun!

Die Menschen lobpreisen und verherrlichen dich, aber letztendlich geht ja alles zu der einen Quelle. Verstehst du, was ich meine? Wenn jemand ein Gemälde schön findet, geht das Lob doch an denjenigen, der es gemalt hat, nicht wahr?
Unsere Kursleiter werden dementsprechend geschult. Sie alle - nicht nur ich - werden mit Lob und Verherrlichung überhäuft. Sie bleiben jedoch zentriert, und es bringt sie nicht aus dem Gleichgewicht.
Wenn du schon jemanden loben musst, dann lobe einen Dummkopf. Das ist nützlicher. Eine intelligente Person tut ohnehin, was sie tun muss, ob du sie nun lobst oder nicht. Einen Dummkopf kann es jedoch dazu bringen, etwas zu tun. Verstehst du?

Gurudev, es gibt viele Ungleichheiten auf dieser Welt. Eine davon ist die zwischen Mann und Frau. Frauen müssen viele verschiedene Arten von Diskriminierung erdulden. Warum ist das so, und was schlägst du für die Länder im Osten und im Westen vor? Was sollen wir tun?

Drei Dinge: Frauenförderung, Frauenförderung und noch einmal Frauenförderung! Frauen sollten sich gestärkt fühlen, sie sollten sich selbst niemals als Opfer wahrnehmen!
Wenn du dich als Opfer fühlst, verlierst du deinen Enthusiasmus und deine Kraft. Auf dem spirituellen Pfad befreist du dich von beidem, sowohl von Opfermentalität als auch von Schuldbewustsein.
Als Opfer bleibst du im kleinen Geist gefangen und kannst das Selbst niemals erreichen. Als Schuldiger geschieht dasselbe, du siehst dich als Handelnder und kannst wieder nicht zum Selbst gelangen. Höre auf, dich zu verurteilen und beginne stattdessen, dich selbst zu loben, denn Lob ist eine göttliche Qualität. Höre auf, ein Opfer zu sein. Denke nicht, dass du diskriminiert wirst, weil du eine Frau bist. Niemand kann etwas tun, wenn du für dich einstehst! Du hast die Macht, dich zu erheben und für deine Rechte einzustehen. Natürlich müssen wir für eine Menge Änderungen in der Gesellschaft sorgen. Aber du kannst das tun, ohne dich als Opfer zu sehen.

 

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