Seva ist deine Natur

22 Aug 2013 Turkey

Bangalore, India

Gurudev, der Wunsch nach Befreiung (Moksha) ist auch wieder ein Wunsch und auch wieder eine Notwendigkeit. Aber solange es Wünsche gibt, kann es keine Gottesverwirklichung geben. Bitte sprich darüber.
Gurudev:
Es ist sehr natürlich, den Wunsch nach Befreiung zu haben. Nachdem all deine Wünsche erfüllt sind, bleibt nur noch dieser eine Wunsch übrig. Im Zustand von Samadhi (ein Zustand der Glückseligkeit und Gelassenheit mit Bewusstheit) wächst der Wunsch nach Befreiung mühelos und von alleine.
Der Heilige Kabir forderte die Menschen oft dazu auf, alles aufzugeben und sich dem Göttlichen zu widmen. Eines Tages kamen ein paar Schüler zu Kabir. Sie versuchten, sehr schlau zu sein. Sie sagten zu ihm: „Wenn wir doch alles aufgeben müssen, warum sollten wir dann weiterhin Gottes Namen singen (Japa)? Wir sollten auch das aufgeben. Also gaben sie alles auf: Ihr Zuhause, ihre Eltern, ihren Guru und sogar Japa. Kabir sagte: „Ihr habt aufgehört, Gottes heilige Namen zu singen, euren Ärger und eure Lust habt ihr jedoch nicht aufgegeben.” Schau, wenn du von alleine und ohne Mühe aufhörst, Gottes Namen zu singen, dann ist es in Ordnung. (Dann, wenn du eine intensive Hingabe erreicht hast und dich jederzeit mit Gott eins fühlst.)
Die Schüler erzählten Kabir, sie wären manchmal zu faul, um Gottes Namen zu singen. Ich habe erst gestern über dieses Thema gesprochen. Die Leute sagen oft: „Oh, es ist so langweilig geworden, das zu tun!” Wenn du isst, bist du nicht faul oder gelangweilt. Aber du bist faul, wenn du etwas Gutes tun sollst. Warum hörst du nicht auf zu essen? Du duschst täglich und langweilst dich trotzdem nicht. Du langweilst dich auch nicht, wenn du deine Zähne putzt. Beobachte dich einfach selbst: Was du sagst, was du tust und wohin du gehst.
Deshalb sagte Krishna in der Bhagavad Gita:
Na hi kascit ksanam api jatu tisthaty akarma-akrt
Karyate hy-avasah karma sarvah prakrti-jair gunaih.

Diese Worte bedeuten, dass niemand in dieser Welt nichts tun kann. Wir müssen alle irgendetwas tun. Und wir sollten bei allem, was wir tun, unser Urteilsvermögen (Viveka) einsetzen und uns nicht von den Impulsen des Geistes leiten lassen. Da du auf diese Welt gekommen bist, solltest du etwas tun, wovon alle profitieren können. Verstricke dich nicht nur in Gedanken darüber, was du bekommen wirst. Es gibt nichts, was du von dieser Welt nehmen könntest. Du bist gekommen, um zu geben. Du bist hergekommen, um etwas Nützliches für jedermann zu tun. Ihr alle solltet zusammenkommen, um gemeinsam zu dienen. Beklage dich nicht darüber, dass Seva dir keinen Spaß mache oder keine Freude bereite. Seva zu tun, um dich zu vergnügen oder um irgendeine Befriedigung dadurch zu erlangen, zeugt von einer armseligen Lebenseinstellung. Wenn das deine Motivation ist, wirst du es nicht lange durchhalten. Du dienst, weil du es tun musst. Es gibt keine andere Wahl. Es sind so viele Kursleiter hier. Wenn du Kurse leitest, weil es dir Vergnügen bereitet, wird das nicht lange andauern, denn nach einiger Zeit wirst du es nicht mehr genießen. Tust du es jedoch, weil die Menschen es brauchen und davon profitieren können, dann wirst du es mit Sicherheit fortsetzen. Nur aus Vergnügen zu dienen ist Eigennützigkeit.
Viele Menschen kommen, um zu dienen, weil sie – wie sie sagen – glücklich sind. Nach einer Weile beginnen sie, Dinge zu verlangen oder sich über alles zu beschweren. Wenn das Seva einer anderen Person besser ist, kritisieren sie die Person und beginnen, sie herunterzuziehen. Solche Leute sagen, ihr eigenes Seva sei gut, aber niemand schätze sie oder anerkenne es. Schau, der Geist stellt dir so viele Fallen im Netz seiner Logik, dass du es noch nicht einmal merkst.
Deshalb sagt man, der Geist sei nicht da, wenn der Guru anwesend sei. Und wenn der Geist da sei, sei der Guru nicht anwesend. Du kannst also entweder auf deinen Geist oder auf deinen Guru hören. Die Gurus früherer Zeiten pflegten den Geist zu zerstören. Der Wille des Schülers wurde überhaupt nicht akzeptiert. Wenn er nach Mysore gehen wollte, bat ihn der Guru in früheren Zeiten, nach Hyderabad zu gehen. Diese Gurus zerstörten jeden Wunsch, den du ausdrücktest, selbst den geringsten. Wenn du hungrig warst, sprachen sie während mindestens einer Stunde, nur um Wünsche zu zerstören. Damals herrschte der Glaube vor, die materielle Welt sei dadurch zu überwinden, dass man Wünschen widerstehen könne.
Der Geist macht dich so unruhig, er lässt dich ziellos von einem Ort zum anderen gehen. Manche Leute suchen sich eine neue Arbeit. In Amerika und in anderen Ländern wechseln die Menschen dauernd ihre Freunde oder Freundinnen. In ihren späten Sechzigern sagen sie, sie hätten ihren Seelenverwandten nicht gefunden, obwohl sie auf der ganzen Welt nach ihm gesucht hätten. Sie fragen mich, wann sie jemals einen Seelenverwandten finden würden. Ich empfehle ihnen, noch zwanzig Jahre zu warten, bis sie in den Himmel kommen, um dann dort erst zu heiraten. (Lachen.) Wenn du immer dem folgst, was dein Geist sagt, dann wirst du dich weiterhin ruhelos fühlen.

Gurudev, wie kann ich mein spirituelles Wachstum beschleunigen? Ist es möglich, es auf die Überholspur zu bringen?
Gurudev:
Allein die Tatsache, das zu wollen, reicht schon aus. Es bedeutet, dass du dich bereits dort befindest. Es macht einen großen Unterschied, wenn Leidenschaft und der Wunsch nach spirituellem Wachstum vorhanden sind.

Gurudev, diejenigen, die glücklich sind und keine Probleme im Leben haben, suchen normalerweise nicht inbrünstig nach Gott und nehmen auch nicht an Kursen wie Art of Living teil. Andererseits können Menschen, die negativ denken und schlecht gelaunt sind, nicht mit Problemen des Lebens umgehen und werden abhängig. Es sind diese Menschen, die nach Gott suchen und sich Yoga und Meditation zuwenden. Warum ist das so?
Gurudev:
Hör zu, es gibt verschiedene Arten von Menschen auf dieser Welt. Denke nicht, dass nur die Kranken, Schwachen und Sanftmütigen nach der Wahrheit suchen. Es gibt glückliche, gesunde Menschen, denen es sehr gut geht, die trotzdem spirituell werden möchten, vielleicht etwas mehr oder etwas weniger. Du kannst Menschen niemals kategorisieren.

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