Wahre Zufriedenheit findest du in deinem Inneren!

19 Feb 2015 Bangalore, India

Gurudev, die Sinne sind begrenzt, aber unser Bedürfnis nach Genuss kennt keine Grenzen. Bitte sprich darüber.
Gurudev Sri Sri Ravi Shankar:

Das ist das Problem! Die Kapazität der Sinne ist begrenzt, wenn es um Genuss geht, die Wünsche im Geist sind jedoch endlos. Die Diskrepanz zwischen dem Wunsch nach Genuss und der Fähigkeit, zu genießen, sorgt für jede Menge Beschwerden.
Bulimie ist eine solches Leiden. Bulimie steht nur mit der Nahrung in Zusammenhang, aber ähnliche Krankheiten können auch alle anderen Sinne betreffen. Es lässt sich - mit einem Wort - als Obsession bezeichnen.
Du bist von etwas besessen, obwohl dein Vermögen, es zu genießen, begrenzt ist. Und genau hier ist es von großer Bedeutung, über die fünf Sinne hinauszugehen. Wenn du die fünf Sinne transzendierst, findest du inneren Frieden und innere Zufriedenheit. Dieses Verlangen der fünf Sinne nimmt dann auf natürliche Weise und mühelos ab.
Die Freude, die durch das Stillsein erreicht wird, kann mit nichts verglichen werden. Alles andere wird zum Störfaktor. Es fühlt sich so an, als wären zu viele Bemühungen für diese äußeren Dinge notwendig, und als wären diese Dinge - verglichen mit der Freude, die durch das Stillsein erreicht werden kann - bedeutungslos. Daran musst du dich jedoch zuerst gewöhnen.
Wenn dir dieses Problem bewusst geworden ist, dann hast du den Punkt erreicht, bei dem du sagst: "Nein, es ist genug!"

Äußerlichkeiten führen nur dazu, dass wir immer glücklicher sein und immer mehr Freude empfinden wollen. Wir glauben, diese Freude durch die Sinne finden zu können, aber das trifft nicht zu. Wir müssen uns zur Quelle der Freude begeben, zur Quelle der Zufriedenheit, und das kann nur im Inneren geschehen.

Gurudev, oft ist meine Absicht nicht falsch, meine Handlung aber schon. Werde ich dadurch schlechtes Karma ansammeln?
Gurudev Sri Sri Ravi Shankar:

Wenn die Absicht gut ist, musst du dir keine Sorgen darüber machen. Handlungen haben zwar Auswirkungen, aber diese sind milder, wenn die Absicht in Ordnung war.

Geht es im Leben darum, sich zu finden oder sich zu erschaffen?
Gurudev Sri Sri Ravi Shankar:

Das kommt auf die Ebene an, von der aus deine Gedanken kommen. Auf der einen Ebene erschaffst du, auf einer anderen Ebene findest du. Beides trifft hier zu.
Wenn es um deine wahre Natur geht, dann findest du sie. Du musst deine wahre Natur nicht erschaffen, denn sie ist schon da. Du weißt nicht, wer und was du bist, also musst du herausfinden, wer du bist, du musst deine wahre Natur erkennen.
Wenn du dich selbst erschaffst, kommen Talente in den Vordergrund, und du eignest dir weitere Fähigkeiten an. An der Peripherie erschaffst du dich selbst, im Zentrum musst du dich selbst finden.

Wie stark sind Gebete? Können sie in unser Schicksal eingreifen? Ist es besser, gar nicht zu beten und es einfach dem Göttlichen zu überlassen, da wir ja nicht wissen, was besser für uns ist?
Gurudev Sri Sri Ravi Shankar:

E ist immer gut, das Göttliche zu fragen, aber du kannst auch sagen: "Solltest du etwas für mich geplant haben, das besser für mich ist, dann lass das geschehen!"
Es ist nichts Falsches daran, zu bitten. Bittet, und es wird euch gegeben, das steht auch in der Bibel.
In Sanskrit heißt es, du sollst für die Dinge beten, die du möchtest, aber diese Art von Gebet zeigt ein tiefe Bedürftigkeit an. Und normalerweise betest du um Dinge, von denen du glaubst, sie nicht aus eigener Kraft erreichen zu können.
Du betest nicht um ein Glas Wasser, außer du befindest dich in der Wüse, wo es kein Wasser gibt. Du betest um Dinge, die du mit deinen begrenzten Ressourcen, Fähigkeiten oder Bemühungen nicht erlangen kannst. In diesem Moment gschieht das Gebet. Dann sagst du: "Ich brauche das, aber ich denke nicht, dass ich mir dazu verhelfen kann. Bitte gewähre es mir!" Während du darum bittest, kannst du hinzufügen: "Wenn du denkst, es gebe etwas Besseres für mich, dann lass es geschehen!"

Auf der einen Ebene empfinde ich, dass ich nichts weiter wissen muss, während ich auf einer anderen Ebene glaube, gar nichts zu wissen. Wie kann ich das verstehen?
Gurudev Sri Sri Ravi Shankar:

Das ist fantastisch! Genau so ist es. Auf der einen Ebene weiß das Selbst alles, und auf einer anderen Ebene taucht die Erkenntnis auf: "Ich weiß nichts, ich weiß sehr wenig!" Das erhält dein Bewusstsein leicht und unschuldig. Und dieses leichte und unschuldige Bewusstsein, dieser leichte und unschuldige Geist sind die Basis der intuitiven Fähigkeiten, die Basis des mystischen, ultimativen Erblühens des Göttlichen.
Sobald du denkst: "Ich weiß!", wirst du sehr hart. Empfindest du jedoch: "Ich weiß nicht!", so bleibst du wachsamer, weil du dann wissen möchtest. Wenn du wissen möchtest, bist du außerordentlich aufmerksam. Glaubst du aber zu wissen, dann ist dein Geist in jenem Moment vom Wissen entfernt. Eine gewisse Härte oder Trägheit nehmen von dir Besitz.

Auch das spielt sich wieder nur auf einer Ebene ab. Wir haben viele Ebenen des Bewusstseins, du bist multidimensional. Genau deshalb weiß jedermann, dass er niemals sterben wird. Ihr lebt alle hier, als würdet ihr für immer hier leben. Niemand empfindet, dass er eines Tages sterben wird, weil ein Aspekt in dir tatsächlich niemals sterben wird. 

In Yoga Vasishtha wird die Wichtigkeit persönlicher Anstrengung hervorgehoben, während in Ishavasya Upanishad ausgesagt wird, alles, was du durch persönliche Anstrengung erreichen könnest, sei kleiner als du. Kannst du das bitte erläutern?
Gurudev Sri Sri Ravi Shankar:

Die Wahrheit ist multidimensional, und deshalb kann sie völlig widersprüchlich erscheinen. Das ist die Schönheit der antiken Weisheit. Sie lässt völlig entgegengesetzte Standpunkte zu, und beide sind wahr.
Auf der einen Ebene ist es wahr, dass eigene Anstrengung notwendig ist, es ist jedoch ebenso wahr, dass alles, was du durch eigene Anstrengung erreichst, viel kleiner ist als du.
Das kann sehr verwirrend sein, nicht wahr? Das kommt daher, dass unser Geist es gewöhnt ist, linear zu denken. Wir denken nicht sphärisch. Dieses Wissen soll deine Denkweise und dein Verständnis vom Linearen zu etwas, dessen Natur mehr ganzheitlich und mehr sphärisch ist, verändern.

Gurudev, könntest du mir den Grund dafür nennen, warum mein Vertrauen während schwieriger Zeiten im Leben erschüttert wird?
Gurudev Sri Sri Ravi Shankar:

Das Vertrauen in dir bleibt bestehen. Das Vertrauen befindet sich im Zentrum, während die Zweifel nur an der Peripherie angesiedelt sind. Sie erscheinen manchmal wie Wolken und vernebeln dich, aber sie können das Vertrauen nicht wirklich zerstören.

 

 

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