Die drei Ebenen der Stille

9 Jul 2014 Deutschland

 

Es gibt drei Ebenen der Stille:
Bei der einen Ebene wird nicht gesprochen. Das ist es, was wir gewöhnlich als Stille bezeichnen. Die Leute verstehen folgendes unter Stille: Nicht zu sprechen, keine Gesten zu machen und nichts zu tun.

Es gibt eine weitere Ebene der Stille, die einen Schritt weitergeht. Dein Geist ist dann nicht an den Dingen um ihn herum interessiert, sondern auf das Innere fokussiert. Du bist dann weder daran interessiert, zu sehen, noch zu sprechen, noch irgendetwas zu hören.
Was geschieht, wenn du siehst? Du nimmst etwas auf. Das ist auch der Fall, wenn du zuhörst, etwas schmeckst, etwas berührst oder sprichst. Unsere fünf Sinne sind alle darauf ausgerichtet, etwas aufzunehmen. Es ist alles Aktivität. Stille bedeutet, kein Interesse an irgendeiner Aktivität zu zeigen.
Das bedeutet nicht, dass du nicht essen solltest. Iss, aber schenke dem Geschmack - ob das Essen nun gut schmeckt oder nicht - keine Beachtung. Dein Geist sollte nicht am Vorgang beteiligt sein. Wenn dein Geist nicht an der Aktivität der fünf Sinne beteiligt ist, bewirkt das eine gewisse Stille in dir. Das ist die zweite Art der Stille. Es ist eine Reise des Geistes nach innen. 

Stille bedeutet, nicht an Aktivität interessiert zu sein.

Wenn dein Geist nicht an der Aktivität der fünf Sinne beteiligt ist, bewirkt das eine gewisse Stille in dir. Es ist eine Reise des Geistes nach innen.
 

Die dritte Ebene der Stille ist totale Einheit, vollste Zufriedenheit. Es besteht kein Bedürfnis nach irgendetwas. Es herrscht völlige Zufriedenheit. Das geschieht, wenn all deine Energien, die Gedanken und der Geist, der überall verstreut ist, zurück zur Quelle gelangen.
In manchen tiefen Meditationen bekommst du möglicherweise einen kleinen Einblick in die totale Stille des Geistes. Und diese Stille kann auch dann bestehen, wenn du Aktivitäten nachgehst.

Du magst dich jetzt fragen, warum du dich mit Meditation beschäftigen sollst, wo doch der Schlaf völlig ausreichend ist. Zwar ruht der Geist sich aus, aber während du schläfst, gibt es eine andere Art der physischen Aktivität, die während des Schlafes noch sehr viel stärker ist als während des Wachseins. Während des Schlafes verjüngt sich der Körper, er wächst, und die Zellen vervielfachen sich.
Während der Meditation geschieht das Gegenteil. Die physische Aktivität im Körper ist gering. Der Metabolismus, der während des Schlafes hoch ist, beruhigt sich während der Meditation. Sowohl Körper als auch Geist beruhigen sich also während der Meditation.
Und was geschieht nun? Die Intelligenz erwacht. Als Resultat der Meditation erwacht die Intelligenz. Deshalb wirst du durch das Praktizieren der Meditation aufgeweckter, und dein Geist wird schärfer, weil Körper und Geist gleichzeitig verjüngt werden, und du dich voller Energie fühlst.

Um zu erfahren, wer du wirklich bist, ist eine Menge Energie notwendig. Die Energie ist außerordentlich wichtig.
Du benötigst Energie, um die Quelle der Energie anzuzapfen, genauso, wie ein Atomreaktor mit Energie gespeist werden muss, bevor er seinerseits Energie produziert.
Im Sanskrit - in den Upanishaden - gibt es eine Redensart, die besagt, dass eine schwache Person das Selbst nicht verwirklichen kann: "Nayam Atma Balaheenena Labhya."
Das bedeutet jedoch keineswegs, man müsse physisch stark sein. Hier ist Schwäche im energetischen Sinne gemeint. Und wie wirst du schwach? Wenn du die ganze Zeit mit den fünf Sinnen beschäftigt bist.

Wenn du zu viel schläfst oder isst fühlst du dich müde und schwach, nicht wahr?
Und wenn du den ganzen Tag Fussball schaust, fühlst du dich am Ende des Tages völlig erledigt. Täglich schauen sich viele Menschen Filme an. Es gibt jeden Tag irgendeine Serie, etwas Spannendes oder Aufregendes, und sie sehen unendlich müde aus, nachdem sie unaufhörlich zugeschaut haben.
Man sollte Menschen fotografieren, wenn sie ein Kino betreten, und noch einmal, wenn sie wieder herauskommen. Dann würde man erkennen, wie müde und ausgelaugt sie geworden sind.
Das ist auch der Fall bei Konferenzen, bei denen von morgens bis abends gesprochen wird, sogar noch während des Essens. Jemand hält eine Rede, und kaum jemand hört zu. Nur der Redner hat eine gewisse Befriedigung, eine Rede gehalten zu haben. Das ist alles, was geschieht. Er hat auf die Gelegenheit gewartet, alles loszuwerden, was in seinem Geist vorgegangen ist. Aber ist gibt nur sehr wenige Zuhörer, die etwas damit anfangen können. Die Menschen hören zu und werden dabei müde und erschöpft. Das geschieht in vielen Konferenzen. Die Teilnehmer werden völlig überfordert, wenn es keinen Raum für eine kleine Pause, für Musik oder um sich zu entspannen gibt.
Kannst du so etwas wie lebenssprühende Energie oder ein Lächeln erkennen, wenn du es mit Professoren oder Intellektuellen zu tun hast? Das wird sehr selten der Fall sein. Sie sind meistens alle müde und ausgelaugt. Zu viel zuhören zu müssen erschöpft Menschen ebenfalls.

Gewöhnlich sprechen Redner während anderthalb Stunden, nachdem sie sich für zehn bis fünfzehn Minuten aufgewärmt haben. Ich spreche höchstens zehn bis fünfzehn Minuten, manchmal eine halbe Stunde lang. Das ist das Maximum. Nicht länger! Menschen können nicht mehr aufnehmen.
Zu viel zu hören, zu viel zu sehen, zu viel zu essen: All das erschöpft dich! Genauso, wie mit jemandem zusammen zu sein und seine Hand zu halten. Das ist einer der Gründe, warum Menschen zusammenkommen und sich wieder trennen: Sie haben den dringend benötigten Raum für sich selbst nicht beachtet oder haben anderen diesen Raum nicht zugestanden. Wir müssen unseren eigenen Raum und den anderer respektieren.

Sobald du zentriert, d.h. im Selbst gegründet bist und die Essenz erfasst hast, spielen Regeln keine Rolle mehr. Aber selbst dann solltest du achtgeben, nichts in übertriebener Weise zu tun. Bis zu dem Zeitpunkt, da dein Organismus stark genug ist, mit dieser enormen Energie umgehen zu können, sind die erwähnten Regeln sehr entscheidend.
Die Stille bringt dich nach Hause und gibt dir die erforderliche  Energie, um dich selbst zu erkennen und um zu sehen, dass du Glückseligkeit, Schönheit und Freude bist.

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