Sri Sri Ravi Shankars Neujahrsbotschaft

Gurudev Sri Sri Ravi Shankars Neujahrsbotschaft

2016 – Haltet Euren Geist frisch und lebendig

In jedem Augenblick erlebt die Natur eine endlose Spontaneität und Kreativität. Jeden Tag geht die Sonne auf, und doch ist jeder Sonnenaufgang einzigartig. Das gilt auch für unsere Erfahrungen im Leben: Alles ist gleich und doch anders. Ein Jahr ist zu Ende gegangen, ein neues hat begonnen.

Obwohl Veränderung eine Konstante ist in diesem Universum, hinterlassen manche Veränderungen einen permanenten Eindruck in der menschlichen Psyche. Egal, ob sie positiv oder negativ sind, sie bestimmen unser Leben. Sich von ihnen zu lösen und aus diesem Gelöstsein heraus zu handeln, das ist wahres Erwachen. Diese Momente des Erwachens lassen niemanden unberührt, obwohl sie bei manchen häufiger vorkommen als bei anderen.

Die Vergangenheit dann und wann Revue passieren zu lassen, hat zwei Vorteile: Zum einen stärkt es Dein Verständnis und Deine Weisheit. Zum anderen löst es ungewollte Charakterzüge, die Dein Denken und Verhalten unbewusst beeinflussen. Schauen wir auf das vergangene Jahr zurück, dann erkennen wir, dass Terrorismus die Ursache für Angst und Unruhe ist, die die Welt in den letzten paar Monaten ergriffen hat. Asien, Afrika, Europa, ja sogar Amerika haben sehr darunter gelitten. Vor diesem Hintergrund ist es überaus wichtig, dass diese Erinnerungen nicht unser Denken färben und uns zu Paranoia und Vorurteilen führen.

Gerät eine Gesellschaft in eine Krise oder hat eine Herausforderung zu meistern, dann ist es oft so, dass wir uns zurückziehen und sagen: „Das ist nicht mein Problem. Soll es doch jemand anderes lösen.“ Was das aktuelle Weltgeschehen anbelangt, so haben wir keine andere Wahl, als Verantwortung für den ganzen Planeten zu übernehmen. Im Mittelalter wusste ein Teil der Welt gar nichts davon, wenn es woanders Probleme gab. Die moderne Technologie macht es heute möglich, dass Komfortzone und Krisengebiet nicht mehr weit auseinander liegen.

Unser Teil der Welt ist von den Entwicklungen anderswo auch betroffen. Im letzten Jahr gab es einen großen Bumann, geschaffen aus Intoleranz. Ich würde sagen, Indien ist zu selbstgefällig und braucht mehr Intoleranz, allerdings gegenüber Ungleichheit, Ungerechtigkeit und Korruption. Sowohl Toleranz als auch Intoleranz, an falscher Stelle gezeigt, sind schlecht. Toleranz muss nicht Selbstgefälligkeit bedeuten, und Intoleranz muss nichts mit Aggression zu tun haben.

Jede Angelegenheit, jeder Konflikt ist leichter zu lösen, wenn wir dazu bereit sind, unsere Hand als erste zu reichen. Mitte letzten Jahres war es uns möglich, mit Kolumbiens größter Rebellengruppe zu verhandeln. Das Ergebnis ist ein Waffenstillstand, der einen 50 Jahre währenden Konflikt mit deren Regierung beendet. Wir leben in einer Ära beispielloser, wechselseitiger Abhängigkeit. Wir müssen aus unseren Schneckenhäusern herauskommen und Teil von etwas Größerem und Schönerem werden, sowohl auf persönlicher als auch auf globaler Ebene. Die Liebe und Wärme, die jeder in sich trägt, bedarf des richtigen Umfelds, um ans Licht zu kommen. Im Geiste zusammenzukommen, schafft Feierstimmung.

Das Leben ist ein Drahtseilakt zwischen Lernen und Vergessen, zwischen Engagement und Losgelöstheit. Diese Balance zu finden, hält den Geist frisch. Das ist The Art of Living. Lebst Du Dein Leben mit einer großen Vision im Blick, dann stellt sich Deine Verbindung zur Natur wieder her. Obwohl die Situationen immer die gleichen sind, bist Du immer wieder frisch und anders. Du siehst nicht mehr nur aus der Distanz zu, wie sich die Spontaneität der Natur entfaltet. Du wirst selbst zum Ausdruck dieser Spontaneität.

Ich wünsche Euch allen viel Glück und Enthusiasmus im Neuen Jahr.